Rolls Royce wird elektrisch (2024)

Schon im Jahr 1900 hatte Mitgründer Charles Rolls Elektroautos als "geräuschlos und sauber" gepriesen und "feste Ladestationen" vorhergesagt. 123 Jahre später baut Rolls Royce tatsächlich ein Elektroauto. So luxuriös ist der Spectre. Testfahrt, Bilder, Daten.

  • Preis für den ersten elektrischen Rolls-Royce: ab 390.000 Euro

  • Reichweite "ausreichend"

  • 585 PS auch ohne Zwölfzylinder

Flüsterleiser Elektro-Luxus aus Goodwood
Rolls-Royce ohne Zwölfzylinder? Geht gut
2,9 Tonnen in 4,5 Sekunden auf 100 km/h
Reichweite spielt eine Nebenrolle
Der Rolls Royce Spectre in Bildern
Für den Cw-Wert: "Emily" musste abspecken
Rolls Royce Spectre: Daten und Preise

Flüsterleiser Elektro-Luxus aus Goodwood

Rolls Royce wird elektrisch (1)

Gut Ding will Weile haben – und wenn es richtig gut werden soll, dann darf diese Weile auch mal 123 Jahre währen. So lange jedenfalls hat es gedauert, bis Rolls-Royce endlich die Prophezeiung des Firmengründers Charles Rolls aus dem Jahr 1900 erfüllt und den Elektromotor zum ultimativen Luxusantrieb geadelt hat. Denn wenn die britische BMW-Tochter im Herbst 2023 zu ganz und gar unbescheidenen Preisen von 390.000 Euro steil aufwärts den Spectre an den Start bringt, ist das nicht nur der erste Stromer der Marke und das aktuell edelste Elektroauto der Welt, sondern vielleicht sogar das beste Auto überhaupt.

Rolls-Royce ohne Zwölfzylinder? Geht gut

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Selbst der selige Zwölfzylinder ist vergessen, wenn das Coupé mit stattlichen 5,50 Metern erst einmal Fahrt aufnimmt. Und bisherige Vorzeigefahrzeuge wie ein Mercedes EQS, ein Lucid Air oder ein Tesla Model S wirken plötzlich wie schlichte Kleinwagen.

Nüchtern betrachtet ist der Spectre dabei nicht viel mehr als ein BMW i7 im Smoking – schließlich hat sich die feine Tochter aus Goodwood für ihren elektrischen Erstling vom 102 kWh großen Akku bis hin zur Allradlenkung im Baukasten der Mutter bedient. Doch wo der BMW bei aller Finesse und Dynamik kühl wirkt und ein wenig distanziert, hat die E-Mobilität im Schatten der Spirit of Exctasy etwas derart Selbstverständliches und Seelenvolles, dass selbst der bis dato obligatorische V12-Motor plötzlich seltsam deplatziert erscheint.

2,9 Tonnen in 4,5 Sekunden auf 100 km/h

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Natürlich war und ist der Zwölfzylinder die kultivierteste aller Verbrennungskraftmaschinen und mit seinen 6,75 Litern Hubraum ein unerreichter Souverän. Aber gegen das sanfte Schnurren des Stromers wirkt er plötzlich laut und ungehobelt. Und so samten und seidig er einen Phantom auch antreiben mag, kommt er an den geisterhaften Sprint des Spectre nicht einmal ansatzweise heran – nicht umsonst haben die Briten das Anfahrdrehmoment sogar gedrosselt, damit der Champagner hinten nicht aus den Kelchen schwappt.

Nie hat sich Mühelosigkeit tatsächlich so wenig bemüht angefühlt wie hier – und das, obwohl der Spectre stolze 2,9 Tonnen wiegt. Aber selbst die schmelzen dahin, wenn 585 PS und 900 Nm zu Werke gehen und die Kabine von einem adaptiven Fahrwerk mit Vorausschau und Wankausgleich in Watte gepackt und auf Wolken gebettet wird. Wer es eilig hat, der kommt deshalb in 4,5 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100, fliegt wenig später mit 250 Sachen über die linke Spur und erkennt trotzdem nur an der vor den Fenstern verwischenden Landschaft, dass er tatsächlich fährt.

Reichweite spielt eine Nebenrolle

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Wie früher über die Leistung, verliert dabei heute über die Reichweite niemand mehr ein Wort und "ausreichend" gilt als hinreichende Beschreibung. Dabei sind 500 Kilometer im Normzyklus und vielleicht 350 Kilometer im Alltag für ein Auto dieses Formats durchaus vorzeigbar. Doch weiter als von der Villa ins Büro muss ein Rolls-Royce in der Regel gar nicht fahren – oder zum Flughafen. Denn für Distanzen im dreistelligen Kilometer-Bereich bevorzugt die Klientel gemeinhin den Hubschrauber oder den Privatjet.

Und dass der Spectre mit 195 kW laden kann, interessiert ebenfalls die wenigsten. Denn ein Zwischenstopp am Schnelllader vor dem Supermarkt ist für den gemeinen Superreichen schwer vorstellbar. Vielmehr freut sich die High Society jetzt an der Wallbox daheim und daran, dass so profane Orte wie eine Tankstelle für sie nun endgültig Geschichte sind.

Der Rolls Royce Spectre in Bildern

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Dass der E-Antrieb so gut zum Spectre passt, hat aber neben seiner schieren Leistung und seiner unerreichten Laufkultur noch einen weiteren Grund: Das Coupé will zuallererst ein Rolls-Royce sein und erst dann ein Elektroauto. Verzicht verbietet sich da von selbst, und Nachhaltigkeit wird nachrangig. Deshalb gibt es weder "veganes" Leder oder Kunststoffe aus Fischernetzen, noch haben die Briten sonst irgendwo gespart, sondern im Gegenteil noch dicker aufgetragen als bisher.

Die Farbpalette ist mutiger als je zuvor, der Teppich tiefer, das Leder dicker und die Liste der Optionen länger – so funkelt der LED-Sternenhimmel nun nicht nur im Dach, sondern auf Wunsch erstmals auch in den Türen, die übrigens die größten sind, die Rolls-Royce je eingebaut hat. Und wo andere um jedes Gramm ringen, sind die Türgriffe hier schwer und massiv wie an den Toren zum Tower of London und die Luftausströmer der Klimaanlage natürlich wieder aus dem Vollen gefräst.

Für den Cw-Wert: "Emily" musste abspecken

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Nach über 100 Jahren Vorlauf, vier Jahren Entwicklungszeit und mehr als zwei Millionen Testkilometern fühlt sich der Spectre derart nach Rolls-Royce an, dass sich jede Frage nach dem Antrieb erübrigt. Und wenn die Sprache tatsächlich einmal auf die E-Motoren kommt, dann weinen selbst eingefleischte Petrol Heads dem seligen V12 nicht die kleinste Träne nach.

Das mag nicht zuletzt daran liegen, dass die Briten extrem gründlich waren bei der Entwicklung. Sie haben deshalb nicht einfach einen BMW i7 in einen Smoking gesteckt oder eine Batterie in den Rolls Royce Phantom verpflanzt, sondern sich mit dem Spectre mal eben neu erfunden.

Im Großen, aber eben auch im Kleinen – von der frischen Grafik für den digitalen Tacho samt funkelndem Sternenstaub bei der jeweils angezeigten Geschwindigkeit bis hin zur Spirit of Ecstasy, die ihren eigenen Beitrag zur Antriebswende leisten muss. Nicht, dass es in diesem Auto wirklich auf Reichweite ankäme. Doch um den Cw-Wert auf die geplanten 0,25 zu drücken, musste selbst die Kühlerfigur in den Windkanal und hat in vielen hundert Stunden Feinschliff ein Facelift bekommen – ein Aufwand, den sich nur eine Marke wie Rolls-Royce leisten kann. Erst recht, wenn sie sich zwischen Idee und Umsetzung 123 Jahre Zeit lässt.

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Rolls Royce Spectre: Daten und Preise

Technische Daten (Herstellerangaben)

Rolls-Royce Spectre (ab 10/23)

Motorart

Elektro

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

430

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

585

Drehmoment (Systemleistung)

900 Nm

Antriebsart

Allrad

Beschleunigung 0-100km/h

4,5 s

Höchstgeschwindigkeit

250 km/h

Reichweite WLTP (elektrisch)

530 km

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

0 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

22,2 kWh/100 km

Batteriekapazität (Brutto) in kWh

105,7

Batteriekapazität (Netto) in kWh

101,7

Ladeleistung (kW)

AC:22,0 DC:50,0-195,0

Kofferraumvolumen normal

n.b.

Leergewicht (EU)

2.890 kg

Zuladung

510 kg

Garantie (Fahrzeug)

3 Jahre

Länge x Breite x Höhe

5.475 mm x 2.017 mm x 1.573 mm

Grundpreis

389.000 Euro

Text: Thomas Geiger

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Rolls Royce wird elektrisch (2024)

FAQs

What's the cost of a 2024 Rolls-Royce? ›

2024 Rolls-Royce Phantom Estimated Starting Price: $493,000 MSRP. 2024 Rolls-Royce Phantom Extended Wheelbase Estimated Starting Price: $573,000 MSRP. 2024 Rolls-Royce Phantom Bespoke Platino Estimated Starting Price: $660,000 MSRP.

What is the poor mans Rolls-Royce? ›

1962 Rover 100 P4 Series introduction video, known at the "Poor Man's Rolls-Royce" this Classic British Car located in Kingston Jamaica is being restored by the owner.

How is the Rolls-Royce Ghost so quiet? ›

The lightness of the aluminum, in combination with the engineer's avoidance of large, flat sections of the frame, reduced the overall noise the vehicle made while on the Glendale road.

What is the cheapest Rolls-Royce? ›

Rolls-Royce car price starts at Rs 6.95 Crore for the cheapest model which is Cullinan and the price of most expensive model, which is Phantom starts at Rs 9.50 Crore. Rolls-Royce offers 3 car models in India, including 1 car in SUV category, 1 car in Sedan category, 1 car in Coupe category.

What is the most expensive Rolls-Royce? ›

Rolls-Royce La Rose Noire Droptail - Over $30 Million (2023)

The Rolls-Royce Droptail is expected to sell for over $30 million, making it the most expensive new car.

Which king insulted Rolls-Royce? ›

Story of Alwar's king who used Rolls Royce cars for garbage collection to avenge his insult. In a bold retaliation against poor customer service, Indian king Maharaja Jai Singh Prabhakar of Alwar bought six Rolls Royces after being dismissed due to his ordinary appearance at a London showroom.

Who owns over 500 Rolls-Royce? ›

Sultan Hassanal Bolkiah of Brunei is believed to have a private collection of around 500 Rolls-Royces - the largest collection of its kind in the world. During the 1990s, his family accounted for almost half of all Rolls-Royce purchases.

Is the Bentley the real Rolls-Royce? ›

Rolls-Royce Motors was subsequently sold to engineering conglomerate Vickers, and in 1998 Vickers sold Rolls-Royce to Volkswagen AG, including Bentley with its name and logos (but not the name "Rolls Royce").

What is the weakness of Rolls-Royce? ›

Weaknesses of Rolls-Royce

This exclusivity may restrict market potential, particularly during economic downturns. Dependence on Market Segments: Rolls-Royce's focus on luxury automobiles and its presence in the aerospace industry means that the company's revenue is dependent on these specific market segments.

What does a Rolls-Royce do to the gallon? ›

Rolls-Royce Ghost and Ghost EWB - 14 mpg (large)

While highway miles per gallon went up by one to 19 mpg in the new model, the combined rating remains at 14 mpg. At least Ghost owners can lounge in the spacious and opulent backseat while the hired help refills the tank.

Do Rolls-Royce go fast? ›

Each Rolls-Royce model in the 2021 lineup is capable of exceeding 150 miles an hour and going from 0-60 miles an hour in under 5 seconds.

How much does a 2024 Rolls Royce cost? ›

The price of the 2024 Rolls-Royce Ghost starts at $354,750 and goes up to $416,250 depending on the trim and options. The Ghost is the entry-level Rolls, but what an entry.

What does the Rolls-Royce logo mean? ›

The Rolls-Royce car logo consists of two letters 'RR' which are the initials of Charles Rolls and Henry Royce. The two masterminds started Rolls-Royce – a premium luxury car brand in 1906, and since then the two 'R' logos have been used.

Is Rolls-Royce overpriced? ›

Rolls-Royce is not just a car manufacturer; it's a symbol of opulence and prestige. It's often considered the most expensive car brand globally, and for a good reason. The price of their vehicles can reach astronomical heights, with the cheapest one costing around $50 million!

How much is a 2024 Bugatti? ›

2024 Bugatti Chiron | Asking Price: $4,899,000 Take a look at this beautifully spec'd & newly delivered Bugatti Chiron Super Sport, pres...

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Author: Allyn Kozey

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Name: Allyn Kozey

Birthday: 1993-12-21

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